Was die Erde dir geliehen, fordert sie schon jetzt zurück

Was die Erde dir geliehen,
fordert sie schon jetzt zurück.
Naht sich mir vom Leib zu ziehen
sanft entwindend, Stück für Stück.
Um so mehr als ich gelitten
umso schöner wurd die Welt.
Seltsam, dass, was ich erstritten
sachte aus der Hand mir fällt.
umso leichter, als ich werde
umso schwerer traf ich mich.
Kannst du mich, du feuchte Erde
nicht entbehren? – Frag ich dich.
?Nein, ich kann dich nicht entbehren
muss aus dir einen anderen baun.
Muss aus dir einen anderen nähren,
soll sich auch die Welt anschaun.
Doch tröste dich in Ruh’
auch der andere bist Du.?

Autor:Verfasser unbekannt

Der Tod das ist die kühle Nacht

Der Tod das ist die kühle Nacht
Der Tod das ist die kühle Nacht,
Das Leben ist der schwüle Tag.
Es dunkelt schon, mich schläfert,
Der Tag hat mich müd gemacht.
Über mein Bett erhebt sich ein Baum,
Drin singt die junge Nachtigall;
Sie singt von lauter Liebe,
Ich hör es sogar im Traum.

Autor:Heinrich Heine

Über alle Gräber wächst zuletzt das Gras

Über alle Gräber wächst zuletzt das Gras,
Alle Wunden heilt die Zeit, ein Trost ist das,
Wohl der schlechteste, den man dir kann erteilen;
Armes Herz, du willst nicht, dass die Wunden heilen.
Etwas hast du noch, solang es schmerzlich brennt;
Das Verschmerzte nur ist tot und abgetrennt.

Autor:Friedrich Rückert